Am 27. Januar 1945, vor genau 80 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz durch die Soldaten der Roten Armee befreit. An diesem Tag gedenkt die ganze Welt den Opfern des Holocaust. Auch in Dortmund findet jährlich im Rahmen der Erinnerungskultur eine Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus am Wasserturm am Heiligen Weg statt. Dort befand sich der Südbahnhof. Von dort aus wurden allein in den Jahren 1942 und 1943 über 2.000 Jüdinnen und Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg in Viehwaggons zu verschiedenen Konzentrationslagern und Ghettos in Osteuropa gebracht. Nur wenige kehrten zurück. Der Südbahnhof in Dortmund gilt somit als zentraler Ausgangspunkt für den Massenmord an der jüdischen Bevölkerung dieses Bezirks.
In diesem Jahr stellten die drei teilnehmenden Schulen, das Stadtgymnasium, das Käthe-Kollwitz-Gymnasium und das Anna-Zillken-Berufskolleg vier Frauen in den Fokus des Gedenkens, die unter den Nationalsozialisten litten und dabei ihr Leben ließen.




Nach unserer Gedenkwoche zu Curt Bloch im letzten November stellte unsere Klasse 9b den Anwesenden Blochs Schwestern Erna und Helene vor, die als Beispiel für all die jungen Frauen stehen, die ihre Zukunft durch die Nationalsozialisten verloren und den Holocaust nicht überlebten – beide wurden in Konzentrationslagern ermordet.
Blochs Gedicht „Ein Gruß“ rundete den Beitrag des Stadtgymnasiums ab. Dieses hatte Curt an Helenes zwanzigstem Geburtstag in seinem Versteck in den Niederlanden für sie geschrieben. Es zeigt deutlich, wie viel Leid der Terror der Nazis über Familien brachte, wie viel Trauer und Schmerz die Menschen erleiden mussten, die geliebte Menschen verloren.
Die Schülerinnen und Schüler des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums stellten die Jüdin Dora Juni vor und lasen Zeitzeugen-Berichte über die Deportation vor. Besonders eindringlich wirkte der abschließende Appell eines Schülers, der alle Anwesenden aufforderte, bitte am 23. Februar zur Wahl zu gehen und mit ihren Stimmen zu verhindern, dass Parteien an die Macht gelangen, die dieses Grauen des Holocaust relativieren.
Auch zwei Schülerinnen des Anna-Zillken-Berufskollegs trugen die Biografie Ilse Arndts vor, die der Straße, an der die Schule liegt, ihren Namen gab (Arndtstraße). Sie wurde im Konzentrationslager Auschwitz zwangssterilisiert und damit für ihr Leben gezeichnet. Bevor der Kantor der jüdischen Gemeinde das abschließende Trauergebet anstimmte, zitierte eine der beiden Schülerinnen die Überlebende Margot Friedländer, die eine sehr wichtige Erkenntnis während des Gedenkens am 27. Januar 2022 vor dem EU-Parlament formulierte: „Es gibt kein christliches, kein jüdisches, kein muslimisches Blut – es gibt nur menschliches Blut. Wir sind alle gleich.“ Diese Erkenntnis muss gerade in der aktuellen Situation in die Welt getragen werden, in der so viel Hass, Gewalt und Krieg das so wichtige menschliche Miteinander zurückzudrängen droht.
„Wir sind alle gleich“ – Wenn dieser einfache Satz in das Bewusstsein der Menschen vordringt, wird eine Verständigung auch in Krisen möglich sein.
Text und Fotos: Gabriele Arning
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