Letzten Dienstag, 11.02.2020, fand im Aula-Foyer eine Vortragsveranstaltung zum Thema: „Gymnasium 4.0“ – Herausforderungen, Hürden, Handlungsstrategien in einer globalisierten Welt statt. Das war ein gelungener und hochkarätiger Auftakt für eine Vortragsreihe zu aktuellen Fragen betreffend Schule und Erziehung. Als Referent konnte Herr Eikmeier, Landeskoordinator des Projekts „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ gewonnen werden, der mit seinen pointiert vorgetragenen Ausführungen die Zuhörerschaft in seinen Bann zog.

Dabei wurde deutlich: Eine Schule, die ihre Schülerschaft heute „fit für die Globalisierung“ machen möchte, kann dies nur, wenn sie konsequent den Gedanken der nachhaltigen Entwicklung in den Mittelpunkt aller pädagogischen Bemühungen rückt. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) bedeutet: Wir wollen in jedem Unterricht, in jedem Lernangebot nach gemeinsamen Wegen suchen für ein gutes Leben aller Menschen, wo immer sie auch auf der Welt leben. Dieses gute Leben wollen wir jetzt sofort, aber auch in Zukunft sichern. Unser Umgang mit der globalisierten Welt fordert also keineswegs den Ausstieg aus der Globalisierung, auch nicht die europafeindliche Rückkehr zu bornierter Kleinstaaterei und schon gar nicht die Ausgrenzung ganzer Kontinente und Bevölkerungsgruppen. Unsere Lernangebote sind dagegen entschieden weltoffen und proeuropäisch. Angesichts weltweiter Herausforderungen durch Klimawandel, Krieg und Umweltzerstörung erziehen wir unsere jungen Menschen zu „global citizen“ und wollen sie letztendlich befähigen, mit ihrer Lebensweise und mit ihrer Art, Gesellschaft zu organisieren nicht Teil der weltweiten Probleme zu sein, sondern Teil ihrer Lösung zu sein.

Beispielhaft wurden nach dem Einstiegsreferat von Herrn Eikmeier, Landeskoordinator des BNE-Projekts, einige aktuelle Bildungsangebote des Stadtgymnasiums präsentiert:

  • Die Projektfahrt nach Strasbourg im Rahmen der Q1
  • Das Handy-Ghana-Projekt der Mittel- und Oberstufe
  • Die Unterstützung der Neven-Subotic-Stiftung (run for wash) bei unserem jährlichen Spendenlauf
  • Das Hummelprojekt der „Grünen Schule“ in der Erprobungsstufe

Den Gästen der Vortragsveranstaltung wurde schnell klar, dass diese Projekte schon seit vielen Jahren erfolgreich am Stadtgymnasium verankert sind. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist am Stadtgymnasium das gemeinsame pädagogische Band, das lange gewachsene schulische Bildungsangebote mit einer konsequenten Ausrichtung auf internationale Solidarität verbindet. Darauf können wir stolz sein!

Offene Fragen bleiben

Dennoch stellt sich die Frage: Reicht das? Wer unvoreingenommen die naturwissenschaftlichen Fakten zum Klimawandel und zum Artensterben zur Kenntnis nimmt, hat schon Grund, sich Sorgen zu machen. Der Kontrast zwischen den durchaus beunruhigenden Fakten und dem Gerede von „bloß nicht übertreiben“, „wird schon nicht so schlimm werden“, könnte größer kaum sein. Muss nicht von einer Schule, für die „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ kein nettes Sahnehäubchen, sondern Kern aller pädagogischen Bemühungen ist, ein klares politisches Signal ausgehen?

Unsere Fünftklässer/innen hatten letztes Jahr, auf der großen Fryday-for-Future-Demo im Mai skandiert: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“

Wenn das Kohlekraftwerk „Datteln 4“ ans Netz geht, wenn weiter Braunkohle abgebaut, der Ausbau der Windenergie aber blockiert wird, wenn Regierungen vor Energiekonzernen und der Autoindustrie einknicken, wenn nach wie vor Flächen zubetoniert, immer noch Plastikmüll produziert und Innenstädte von Autos geflutet werden, ist das nicht „Zukunftsklau“?

Reicht es wirklich noch, freitags ein bisschen demonstrieren zu gehen?

Dem „Weiter so“ nicht nachgeben, sondern unsere Kinder auch zu sehr grundlegenden Veränderungen ermutigen, das scheint das Gebot der Stunde zu sein. Denn ansonsten werden unsere Schülerinnen und Schüler nicht belehrt, sondern belogen.

Text: Bernhard Koolen (Schulleiter)