Projektfahrt Weimar

Weimar, Thüringen, Deutschland
Jahrgangsstufe: 9
Ansprechpartner: Frau Key & Herr Güldenpfenning

Auf altem Pflaster und knarrenden Dielen in die Gegenwart der Vergangenheit:  Zeitschichten entflechten in Weimar

Zwar erreichte die Weimarer Klassik erst gut 250 Jahre nach der Gründung des Stadtgymnasiums Dortmund ihren Höhepunkt, dennoch findet sich an unserem humanistischen Gymnasium jedes Jahr meist eine Gruppe neugieriger Jugendlicher, die den Spagat zwischen Dortmund und Weimar wagen. Salonwagen ist es keiner und auch keine Kutsche, mit der die bildungshungrigen Neuntklässler dem vollen Programm für ein paar Tage entgegenfahren, sondern ein Intercity.  Altmodisch, verstaubt und angemodert ist Weimar im wunderschönen Ilmtal eben gerade auch nicht, vielmehr handelt es sich um eine kleine, hochmoderne Universitätsstadt, die auf das klassische Erbe dieser Ort gewordenen Blüte der deutschen Bildung und Kunst mit einem hervorragenden Angebot reagiert, das Klassik, Bauhaus, Weimar in Nationalsozialismus und Gegenwart für Schüler als Erfahrungsort attraktiv macht. Weimar ist ein Ort, der die Zusammenhänge in der deutschen Kulturgeschichte begreiflich werden lässt.

Mit unserem ausgezeichneten Reiseveranstalter, dem IBB in Dortmund, werden die vier Tage in Weimar und Umgebung durch ein beeindruckendes Programm strukturiert. Bei einer Stadtrallye erleben die Schüler Weimar zunächst in seiner Ausstrahlung als Stadt und stellen fest, wie eng verzahnt sich Geschichte gleichzeitig abbildet, die wir meist als Epochenschichtung kennen. Die starke lokale Präsenz populärer Orte, die sich dem Gedächtnis gelegentlich eingeschrieben hat, wird von den Jugendlichen meist sehr interessiert angenommen, sind sie doch gezwungen, die zahlreichen Ereignisse auseinanderzuhalten: Es handelt sich eben nicht um eine bloße Jahreszahl, die mit der Ausrufung der Weimarer Republik verbunden ist, sondern dieses Ereignis ist fest verbunden mit den Stadttheater, welches die Schüler als im Ort verwurzelt von innen und außen kennen lernen. In einem Umkreis von hundert Schritten um das Theater kann man in die Wohnhäuser Goethes und Schillers eintreten, das Wittumspalais besuchen und die Anna-Amalia-Bibliothek bestaunen. Damit öffnet sich ein ganz neuer Kosmos, den man aus Schulbüchern nicht in dieser Form begreifen kann: die Weimarer Klassik.

Die Klassik Stiftung Weimar gestaltet dazu jugendgerechte Workshops, Führungen und Seminare. Die an originalen Schauplätzen (neues Goethe-Museum, Nietzsche-Villa, Goethes Gartenhaus mit Park an der Ilm) gewonnenen Eindrücke werden gemeinsam aufgearbeitet. Meist sind die verwobenen Bezüge zwischen der Hofgesellschaft und den Apologeten der Kunst in der Klassik erst wirklich klar, wenn man das hervorragende Schloss besichtigt hat. Die räumliche Nähe der Wirkungskräfte ist einprägsam – zumal heute unsere Bildungsinhalte maßgeblich davon beeinflusst sind.  Mit einer Reisegruppe konnten wir 2011 einen Wettinerprinzen zu Gesicht bekommen, der (wie soeben aus einem alten Bild der Ausstellung gesprungen) zufällig gerade einigen Menschen die Cranach-Sammlung erläuterte. In solchen Momente verschwimmen die Epochen, die Zeiten schnurren zusammen und man selbst reflektiert über seine Rolle in der Gegenwart. Heute muss man kein Prinz mehr sein, um Verantwortung zu übernehmen. Aber auch damals wussten die Menschen um die Rolle eines engagierten Bürgertums. Und daran ist auch das Ziel unserer Reise geknüpft: Sich selbst als geschichtliches Subjekt begreifen lernen.

Besonders ergreifend gestaltet sich der Tag auf dem zehn Kilometer außerhalb liegenden Gelände der Gedenkstätte Buchenwald. Dieser Programmteil wird in der Schule bereits didaktisch eingeleitet. Ein speziell geschultes Team zeigt uns das Gelände des ehemaligen Lagers. An vielen Stellen erfahren wir mehr über das Schicksal der Gefangenen. Struktur und Verantwortlichkeiten des Lagersystems werden umfassend aufgearbeitet. Es gibt Gelegenheit mit Zeitzeugen über diese Geschehnisse zu sprechen.

Dass Schiller in unserer Schule großen Einfluss hat, dass Goethe nicht ausschließlich Dichter war, dass Winckelmann, Anna-Amalia und die Fürstenfamilie in ihrer Verflechtung großen Einfluss auf unsere Kulturgeschichte hatten – was bleibt, das ist ganz unterschiedlich. Aber ob etwas bleibt und was das ist, dafür suchen wir für unsere Fahrt im Jahre 2014 noch einen Teilnehmer, der seinen Erfahrungsbericht hier veröffentlichen möchte.

Text: Jan Pfennig

Frau Kiy

Frau Kiy

Ansprechpartnerin

Herr Güldenpfennig

Herr Güldenpfennig

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