„Diese Taten sind so schrecklich, dass sie niemals vergessen werden dürfen.“ Das ist die eindringliche Botschaft des Holocaust-Überlebenden Władysław Osiks an die Schülerinnen und Schüler des Dortmunder Stadtgymnasiums. Wie viele Familien in Polen wird auch seine Familie 1942 ins Konzentrationslager Ausschwitz verschleppt. Den Vater ermorden die Nationalsozialisten – die damals schwangere Mutter kann ihre Schwangerschaft zunächst verbergen. Władysław kommt am 17. Juli 1943 im Lager zur Welt. Auch die nicht-jüdischen Kinder in Ausschwitz blieben selten längere Zeit am Leben, Władysław hat Glück und überlebt die unmenschlichen Schrecken – Ende Januar 1945 werden er und seine Mutter von den Alliierten befreit.

Seine Lebensumstände und sein Aufwachsen in der Nachkriegszeit schildert der Zeitzeuge im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe. Anschaulich berichtet Osik davon, wie er schon als Jugendlicher für die Familie Geld verdienen muss, da die Mutter aufgrund des Lageraufenthaltes so krank ist, dass sie kaum arbeiten kann.

Erst Jahre später kann sich Władysław Osik mit seiner Vergangenheit und den Umständen seines Überlebens auseinandersetzen und das inzwischen demokratische Deutschland besuchen. Heute ist er dankbar und froh, seine Geschichte erzählen zu können und dazu beizutragen, dass sich die Gräueltaten der Nationalsozialisten nie wiederholen.

Władysław Osik besuchte das Stadtgymnasium in Begleitung des Buchautors Alwin Meyer. Dieser ist seit den 1970er Jahren auf Spurensuche nach den Kindern von Ausschwitz und gibt ihnen in Vorträgen und Buchveröffentlichungen eine Stimme. Viele Fragen der Schülerinnen und Schüler richteten sich nach seinem Einführungsvortrag „Geboren in Auschwitz” auch an ihn. Als „dunkelsten Fleck einer dunklen Geschichte“ will er die Ermordung und Traumata der Kinder von Ausschwitz verstanden wissen.

„Die Veranstaltung am Stadtgymnasium trägt sowohl zur historischen Bildung als auch zur Demokratieerziehung junger Menschen bei“, betont Politiklehrer Mario Hartmann. Lebendige Geschichte aus erster Hand sei eine unschätzbare Erfahrung im schulischen Kontext. „Auch wenn inzwischen fast 80 Jahre vergangen sind, darf die Erinnerung an den Holocaust niemals verblassen.“

Text: Mario Hartmann

Fotos: Tim Pree