„Nathan der Weise“ als Online-Vorstellung
Ein Literaturkurs mit dem Schwerpunkt „Darstellendes Spiel“ hat es in Zeiten von Corona
schwer! Neben dem anstrengenden Sprechen und Spielen mit Maske und Abstand fallen
auch Theaterbesuche weg, bei denen sich die Kursteilnehmerinnen sonst viel von den Profis abschauen und echte Theaterluft schnuppern können. Das Kinder- und Jugendtheater Dortmund hat allerdings neue Wege beschritten und mit einer Onlineversion von „Nathan der Weise“ ein ungewöhnliches und intensives Theatererlebnis für zu Hause geschaffen. Frau Viefhues und Frau Auer haben an der Test- Vorstellung samt Nachgespräch für Lehrerinnen teilgenommen, hier Frau Viefhues‘
Bericht:
Nathan der Weise – Lessing online live
In Zeiten von Corona gestaltet sich ein Theaterbesuch schwierig, trotzdem durften wir als Testpublikum in den Genuss einer Aufführung des dramatischen Gedichts „Nathan der Weise“ von Lessing kommen. Die online-live-Variante wird vom Theater Dortmund angeboten und fand bei dem Testpublikum so großen Anklang, dass sie dieses Online-Stück mit in ihren Spielplan aufgenommen haben. Dieses Format bietet gerade durch seine Andersartigkeit ganz neue Möglichkeiten der Interaktion mit dem virtuellen Publikum. Recha führt mit den Zuschauer:innen eine Art Videotagebuch, dass verschiedene Situationen durch ihre Kommentare erläutert, Stimmungen verdeutlicht und in verständlicher Alltagssprache vergangene oder bevorstehende Handlungen erklärt. Dies ermöglicht auch Zuschauer:innen, die sich zuvor nicht mit dem dramatischen Gedicht beschäftigt haben, dem Geschehen gut folgen zu können. Durch die Nutzung der Kamera und der verschiedenen Perspektiven fühlt man sich als Zuschauer:in in vielen Situationen direkt angesprochen und so mit in die Handlung einbezogen. Das Einspielen verschiedener Videosequenzen schafft einen Bezug zur heutigen Situation und das zunächst minimalistisch wirkende Bühnenbild erlangt durch anschließende Gespräche eine dazu beitragende Bedeutung. Als weiteren Pluspunkt dieser Art der Inszenierung kann die Länge der Aufführung genannt werden. 60 Minuten Nathan, mit Einschüben erschließender Kommentare durch Daja und eine interaktive Gestaltung durch beispielsweise den Umgang mit der Kamera, haben alle beteiligten Testzuschauer:innen und natürlich auch uns begeistert.
Am 21. Mai setzte sich dann auch der Literaturkurs der Q1 unter der Leitung von Frau Auer einzeln zu Hause an die Bildschirme um auf diese Weise doch gemeinsam die Online-Vorstellung anzuschauen. Beim anschließenden Nachgespräch mit der Dramaturgin Lioba Sombetzki konnten Fragen gestellt, Eindrücke geäußert und mit dem Regisseur Andreas Gruhn und der Schauspielerin Bettina Zobel, die die Daja spielt,
gesprochen werden. Es entstand ein intensiver Austausch über das Stück, die aktuellen Bezüge und die aktuelle Situation im nahen Osten, was eindrucksvoll zeigte, wie das Stück in dieser Aktualität die Lebenswelt der Schülerinnen berührt. Positiv äußerten sich die Schülerinnen über die moderne Umsetzung, in der besonders die Figur der Recha in die heutige Zeit versetzt wird und mit Handy und GoogleMaps nach ihrem Retter aus dem Feuer sucht.
So konnte doch noch Theaterluft geschnuppert werden und der Kurs erlebte einen intensiven und sehr außergewöhnlichen Theaterabend, bei dem man durch die Kameratechnik als Zuschauerin sehr nah an den Schauspielerinnen sein konnte.




Text: Frau Auer
Bilder: (c) Theater Dortmund/KJT, Birgit Hupfeld; Frau Auer
Neueste Kommentare